Zinsanstiege und Inflation - Wie sieht es aktuell auf dem Schweizer Immobilienmarkt aus?
Die Schweizer Ökonomie hat sich angesichts der globalen Situation gut gehalten und im internationalen Vergleich ist die Inflation hierzulande nach wie vor tief. Doch auch in der Schweiz ist sie von 2,8% im Dezember 2022 auf 3,3% im Januar 2023 angestiegen. Was bedeuten die erneuten Zinsanstiege für den Schweizer Immobilienmarkt und die hiesigen Immobilienbesitzer und wie sieht ein Ausblick in die nähere Zukunft aus?
Knappheit auf dem Wohnmarkt
Die Schweiz hat seit vielen Jahren einen stabilen Immobilienmarkt, der von vielen Faktoren beeinflusst wird, beispielsweise von Zinsen, Knappheit des Wohnraums und der Inflation. In den letzten Monaten haben diese Faktoren einige Veränderungen erfahren, die sich auf den hiesigen Immobilienmarkt auswirken. Die Zahl der eingereichten Baugesuche ist so tief wie seit 25 Jahren nicht mehr. Gestiegene Baukosten, Lieferengpässe und Zinsen haben die Entwicklung von Immobilienprojekten ausgebremst und eine Erholung ist laut Experten vor 2024 nicht zu erwarten. Ebenfalls ist das Angebot für Mietwohnungen aktuell ausgetrocknet und die Mietzinse steigen. Diese Knappheit ist durch die Beschränkung des Angebots von Wohnraum, die erhöhte Zuwanderung, aber auch durch den Trend hin zu kleineren Wohnungen zu erklären.
Ein herausforderndes Marktumfeld
Seit die Schweizerische Nationalbank letztes Jahr das Ende der Negativzins-Politik eingeläutet hat, steht der Immobilienmarkt auch in Anbetracht der Preise und Finanzierungen vermehrt unter Druck. Gemäss dem Immobilienberatungsunternehmen IAZI ist in den letzten Wochen bei Mehrfamilienhäusern eine rückläufige Zahlungsbereitschaft zu erkennen, obwohl die Erhebungen über das vierte Quartal 2022 noch unbeeindruckt nach oben gezeigt haben. Die zu erwartenden Preiskorrekturen bei Mehrfamilienhäusern entsprechen aber laut Experten keinem Crash, sondern bedeuten eher eine Rückkehr zum Normalzustand. Für Renditeobjekte wurde in Zeiten von Negativzinsen fast jeder Preis bezahlt. Mit positiven Leitzinsen müssen sich Immobilien nun auch wieder vermehrt gegen andere Anlagemöglichkeiten behaupten. Während sich die Nachfrage und auch die Preise von Einfamilienhäusern an vielen Orten aufgrund des beschränkten Angebots weiterhin robust halten, verzeichnet nun vor allem auch das Stockwerkeigentum erste Preisrückgänge. Besonders die Verkäuferschaften von Wohnungen im Stockwerkeigentum bekommen die Auswirkungen der gestiegenen Zinsen zu spüren, da Hypotheken teurer geworden sind und sich somit die Gruppe der potenziellen Käuferschaft verkleinert.
Steigen die Zinsen jetzt weiter?
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) steht wegen der grösser gewordenen Zinsdifferenz unabhängig von der Teuerungslage unter Druck, den Leitzins in der nächsten Zinssitzung im März ebenfalls zu erhöhen, seit die US-Notenbank (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins im Februar 2023 bereits erhöht haben. Ökonomen gehen deshalb stark davon aus, dass die SNB den Leitzins im März um weitere 50 Basispunkte auf 1,5% anheben wird und im Juni dürften dann noch weitere 25 Basispunkte zu einem Anstieg auf 1,75% führen. Steigende Zinssätze stellen sowohl für Immobilienkäufer, die höhere monatliche Zahlungen leisten müssen, als auch für Verkäufer eine Herausforderung dar, da die Nachfrage nach Immobilien abnehmen und die Angebote niedriger werden könnten. Aus diesen Gründen sollte dem richtig gewählten Angebotspreis, beispielsweise bei einem Haus- oder Wohnungsverkauf, nun eine noch grössere Bedeutung geschenkt werden.